
Im Gespräch mit Jacky Lee, CEO von Revival Audio, und langjährigem Partner des renommierten Master Engineers Daniel Emonts, spricht einer der spannendsten Newcomer der High-End-Szene über Klangphilosophie, Lautsprecherdesign und die Rückkehr des bewussten Musikhörens.
Das 2021 gegründete Unternehmen hat in kürzester Zeit die Aufmerksamkeit der audiophilen Welt gewonnen – mit Lautsprechern, die technologische Präzision mit emotionaler Tiefe verbinden.
Lee, laut Firmenwebsite ein „in der Schweiz ansässiger, taiwanesischer Multitalent-Stratege“ mit Stationen bei IBM, L’Oréal und führenden dänischen Hi-Fi-Marken, ist überzeugt: Wahre Innovation entsteht dort, wo Ingenieurskunst und Leidenschaft für Musik zusammentreffen.
Über große Lautsprecher und die Rückkehr der Kultur des Zuhörens
Frage:
Herr Lee, klassische Standlautsprecher scheinen aus der Mode gekommen zu sein – Wohnungen werden kleiner, das Interesse an großen Hi-Fi-Anlagen sinkt. Trotzdem bringen Sie mit dem Atalante 7 Évo ein großes Drei-Wege-System auf den Markt. Warum?
Jacky Lee:
Es stimmt: Der Markt hat sich zu schlanken, eleganten Designs hin entwickelt – das passt zum modernen, urbanen Lebensstil. Aber wir sehen, dass große Lautsprecher wieder im Kommen sind. Der klassische Look mit Charakter erlebt ein echtes Revival.
Viele Menschen suchen dieses Vintage-Flair, wünschen sich aber zeitgemäße Leistung. Genau hier setzen wir an.
Unser Ziel ist es, nicht nur den Klang, sondern auch die Kultur des bewussten Musikhörens neu zu beleben. Das steckt schon im Namen „Revival Audio“.
Der Atalante 7 Évo ist ein Bekenntnis zu dieser Idee – ein großer, eleganter Lautsprecher, der Tradition, Hightech und Emotion zu einem Ganzen verbindet.
Eigene Wege gehen: Warum Revival Audio eigene Chassis entwickelt
Frage:
Heute gibt es mehr Lautsprecherchassis als je zuvor – in allen Preisklassen und Ausführungen. Warum haben Sie trotzdem eigene Treiber entwickelt?
Lee:
Ganz einfach: Weil wir nicht das gefunden haben, was wir suchten.
Wir wollten eine einzigartige Kombination aus technischer Leistung, feinem Verhalten und emotionalem Ausdruck – das gab es so nicht.
Darum haben wir uns entschieden, unsere Treiber komplett selbst zu entwickeln.
Das können nur wenige Hersteller, denn es braucht viel Erfahrung, Ressourcen und Mut.
Wir wollten nicht nur gute Messwerte, sondern volle Kontrolle über jedes Detail – Materialien, Geometrie, Dämpfung, Magnetfeld, Zusammenspiel.
Nur so entsteht ein Lautsprecher, der wirklich kohärent, individuell und musikalisch klingt.
Und das hört man – unser Klang hat eine eigene, unverwechselbare Handschrift.
Die Klangphilosophie: Emotion durch Präzision
Frage:
Was steckt hinter Ihrer RASC-Technologie – Ihrem eigenen Treiberkonzept?
Lee:
RASC ist das Herzstück unserer Entwicklung. Es steht für jahrelanges Know-how und eine klare Zielsetzung: die perfekte Balance aus Präzision und Musikalität.
Dazu gehören:
- sehr geringe Verzerrungen und sauberes Ausschwingverhalten
- optimierte Abstrahlung und Frequenzgang
- gleichmäßige Impedanz für einfache Verstärkeranpassung
- Betrieb im optimalen „Komfortbereich“
- höchste Mikrodynamik für feinste emotionale Nuancen
Für uns geht es nicht darum, Musik zu analysieren, sondern sie lebendig werden zu lassen. Technik ist bei uns kein Selbstzweck, sondern Mittel, um Emotionen zu transportieren.
Vintage, neu gedacht
Frage:
Viele sprechen heute von einem „Vintage Sound“. Wie stehen Sie zu diesem Begriff?
Lee:
Wir nennen es nicht „Vintage“, denn es geht nicht um Nostalgie, sondern um eine Rückbesinnung auf das Wesentliche.
Viele moderne Lautsprecher klingen technisch brillant, aber oft zu steril, zu analytisch.
Wir wollten die Wärme, Körperhaftigkeit und Präsenz zurückbringen – ohne an Klarheit oder Auflösung zu verlieren.
Uns geht es um Lautsprecher mit Seele: detailreich, aber nie ermüdend, ausdrucksstark, aber stets ausgewogen.
Kurz gesagt – Lautsprecher, die Musik fühlbar machen.
Messen oder Hören – was zählt mehr?
Frage:
Wie wichtig sind Messwerte für Sie? Oder zählt letztlich das Gehör?
Lee:
Beides ist wichtig, aber: Messwerte sind nur der Anfang.
Wir nutzen sie als Grundlage, doch die finale Abstimmung erfolgt immer nach Gehör, über verschiedene Musikrichtungen und Raumakustiken hinweg.
Ein Lautsprecher darf durchaus leicht von der „perfekten Kurve“ abweichen, wenn das Hörerlebnis stimmiger wirkt.
Unser Modell Atalante 5 etwa folgt keiner idealen Messkurve, wird aber weltweit für seine Musikalität und emotionale Leichtigkeit gelobt.
Darum sagen wir: Technik muss der Musik dienen – nicht umgekehrt.
Wirkungsgrad, Preis und der Sinn von High-End
Frage:
Hoher Wirkungsgrad oder niedriger – was ist besser?
Lee:
Es gibt keine absolute Wahrheit.
Hoher Wirkungsgrad bringt Dynamik und Verstärkerfreundlichkeit, niedriger sorgt oft für mehr Bandbreite und Kontrolle.
Entscheidend ist nicht die Zahl, sondern das Verhalten: Ein sauberer, stabiler Lautsprecher klingt in der Praxis besser als ein Modell, das nur mit Extremwerten prahlt.
Frage:
Ihre Lautsprecher sind preislich oft günstiger als vergleichbare High-End-Produkte. Ist das Absicht?
Lee:
Ja. Wir glauben, dass echte Spitzenleistung kein Luxusgut sein muss.
Wir wissen aus Erfahrung, wo Kosten sinnvoll sind – und wo nicht.
Durch eigene Entwicklung und Fertigung vermeiden wir überflüssige Aufschläge und konzentrieren uns auf echten Mehrwert.
Für uns bedeutet „High-End“ ehrliche Ingenieurskunst und emotionale Wirkung, nicht Prestige.
Wir bauen für Hörer, nicht für Sammler.
Musik ist Emotion und Verbindung – unser Motto „Listen to the Next Level“ beschreibt genau das.
„Musik soll wieder berühren“
Lee (abschließend):
Unsere Vision ist klar: Wir wollen Produkte schaffen, die Musik wieder zu einem Erlebnis machen – ehrlich, intensiv und berührend.
Mit dem Atalante 7 Évo setzen wir dieses Ideal um: Ein Lautsprecher, der auf Referenzniveau spielt, aber erschwinglich für echte Musikliebhaber bleibt.
Denn am Ende zählt nur eines: die Freude am Klang.
Interview durch Giuseppe Castelli von Remusic